40.000 v. Chr. bis heute zwischen Bonn, Köln und Düsseldorf, Blog von Klaus Vorwald, s. Impressum,  © 2016-2022


Geschichte(n) vom alten Rhein
 

 

Nitribitt

 

Welch’ ein Lotterleben

Die Düsseldorferin Rosemarie Nitribitt war in den 1950er Jahren wohl die berühmteste Prostituierte der Republik. Im Portal Rheinische Geschichte berichtete die Bonnerin Jennifer Striewski über Nitribitts Leben, nannte es gar ein Lotterleben. Doch woher stammt dieser Ausdruck ? Er geht wohl auf den 1480 geborenen venezianischen Maler Lorenzo Lotto zurück. Lotto führte ein lockeres Leben, sein Lebenswandel war bereits zu Lebzeiten sprichwörtlich. Junge Männer, die Ähnliches taten, bezeichnete Luther in seinen Predigten ab 1543 als Lotterbuben. Erstmalig verwende Luther den Begriff aber 1522 bei seiner Übersetzung des Neuen Testaments. Als Paulus im Februar 50 n. Chr. in Athen war, regte sich der Apostel über die vielen Götterstatuen, die dort standen, auf. Laut Apostelgeschichte kam Paulus mit Epikureern und Stoikern ins Gespräch, die ihn einen
σπερμολόγος nannten. Das griechische Wort σπερμολόγος in Apg. 17,18 übersetzte Luther 1522 mit Lotterbube. Die Lutherbibel von 2017 verwendet dagegen den Ausdruck Schwätzer. Als Lorenzo Lotto 1552 endlich zur Ruhe kam und sich ins Kloster von Loreto zurückzog, war Luther bereits seit 6 Jahren tot. Luthers Lotterbuben überlebten alle vier, den Apostel Paulus, den Namensgeber Lorenzo Lotto, den Übersetzer und Wortschöpfer Martin Luther und Rosemarie Nitribitt mit ihrem berühmten rheinischen Lotterleben.

 

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Hänsel und Gretel

 © Hans Jörg Michel, Hänsel und Gretel, Deutsche Oper am Rhein, November 2018

 

Mit den Füsschen tapp, tapp, tapp ...

Hermann, ein Kölner Arzt, hatte Geburtstag. Es war sein vierund- dreißigster. Adelheid, seine Ehefrau, hatte sich für den 16. Mai 1890 ein ganz besonderes Geschenk ausgedacht. Ein eigenes Singspiel. Dafür hatte Adelheid Kinderlieder getextet. Jetzt mussten nur noch geeignete Melodien her. Im April schrieb Adelheid Wette ihrem Bruder Engelbert Humperdinck einen Brief nach Boppard und gab ihre Bestellung auf. 'Liebes, zuckersüßes Brüderchen, mach mir etwas recht hübsches Volkstümliches'.  Dem 'Liebstes Engel-Bärtchen, hilf, hilf schnell' konnte sich Engelbertchen nicht verschließen. Am 19. April 1890 war die Musik fertig. Brüderchen, komm' tanz' mit mir. Engelbert, in Siegburg geboren, spielte sie am selber Tag seinem Verleger in Mainz vor. Und ebenfalls am selber Tag schickte Brüderchen an Schwesterchen die Komposition: 'Ich habe deine Noten benutzt'. Der Erfolg war überwältigend. Cosima Wagner riet umgehend zu einer Märchenoper. Und der Wagner-Gehilfe gehorchte. Innerhalb zweier Sommer komponierte Humperdinck in Bayreuth sein 'Kinderstuben-Weihfestspiel'. Auch privat war Engelbert rührig. Am 19. Mai 1892 wurde geheiratet. In Poppelsdorf bei Bonn. Am 23. Dezember 1893 dann die Uraufführung in Weimar: Hänsel und Gretel. Dirigent: Richard Strauß. Einmal hin, einmal her, rundherum, das war nicht schwer.

 

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Sternenhimmel

 

Wenn am Himmel de Stääne danze ...

2008 lies die Kölner Musikgruppe Klüngelköpp die Sterne tanzen. Weißt du wie viel Sternlein stehen, fragte 1837 der thüringische Pfarrer und Dichter Johann Wilhelm Hey.  Sein Lied ging um die Welt. Bereits im Jahr zuvor, 1836, war ein anderer Himmelstürmer ins Rheinland gekommen, Friedrich Wilhelm August Argelander. Die Preussen hatten der Bonner Uni ein astronomisches Institut spendiert. Unverzüglich begann Argelander, die Sterne über dem Rheinland zu zählen. Am Ende waren es 324.198 Stück. 1863 war die Bonner Durchmusterung fertig. Jetzt war klar, wie viel Sternlein stehen. Nur Hey hat die genaue Zahl nie erfahren. Er war bereits vor Veröffentlichung der Ergebnisse gestorben. Vielleicht ist die Anzahl auch nicht so wichtig - vielleicht reicht es, die Sterne tanzen zu sehen.
 

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Andrea Nahles

Foto: SPD Bundestagsfraktion

 

Wo in Deutschland die Erde brodelt

Bei Maria Laach brodelt die Erde. Aktives Vulkangebiet. Vor 100 Mio. Jahren begann die Nordwanderung der afrikanischen Platte. Im Süden kam es zur Faltung der Alpen, im Norden brach der Rheingraben auseinander.
Dort, wo der Druck am größtes ist, wurde Andrea Nahles geboren. Nahles ist die erste Frau der Sozialdemokratie. Nach drei Dutzend Männern nun eine Frau aus der Eifel. Eine Urgermanin.

Die Geschichte kann ihr den Titel der Ersten nicht mehr nehmen. In unserem, an Nationalhelden so armen Land, folgt auf Arminius nun Andrea. Ja, ja, das ewig Deutsche. Andrea Nahles hat es studiert. In Sprache und Literatur. Das, was uns Deutsche ausmacht, kennt und verkörpert sie. Zwischen Rheingold und Siegfried gab es bei Wagner den Walkürenritt. Geschichte wiederholt sich eben doch.
 

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Gebhard

 

Als Köln (fast) protestantisch wurde

Gebhard Truchseß war zweierlei, Erzbischof von Köln und Liebhaber einer Düsseldorferin.
7 Jahre und 7 Plagen kamen damals über die rheinische Großstadt. 1577: Gebhard wird Erzbischof. 1578: Gebhard empfängt die Priesterweihe. 1579: Gebhard hat ein Fisternöllchen mit Agnes, Stiftsdame in Gerresheim. Agnes ist Protestantin. 1580: Gebhard trifft Agnes heimlich auf Schloss Moers. 1581: Gebhard erklärt, er wolle Agnes heiraten. 1582: Gebhard tritt zum Protestantismus über. 1583: Gebhard heiratet tatsächlich, wird exkommuniziert. Der Kölner Krieg beginnt. Gebhard flieht ins Westfälische, verliert den Krieg. Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick.


 

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Caesar

 

Er kam, sah und (be)siegte

Als die Rheinländer hörten, dass Gaius Julius (Caesar) sie besuchen wollte, ahnten sie nichts Gutes. "Städter, bewacht eure Frauen, der kahle Weiberheld zieht auf", sangen damals seine Soldaten. Selten war einem Eroberer ein so schlechter Ruf vorausgeeilt. Unmengen an Gold soll er bereits in Gallien "für Unzucht" ausgegeben haben. Auch die breite Öffentlichkeit hatte ihr Urteil gefällt: "Unnatürliche Wollust". Caesar machte keine Unterschiede, weder beim Stand noch beim Geschlecht. Die "Königin", wie er genannt wurde, seitdem er sich in jungen Jahren König Nikomedes hingegeben haben soll, nahm es gelassen. Als er Gallien erobern wollte, wurde er im Senat gefragt, ob dass für ihn als Weib nicht zu schwierig sei. Nein, antwortete Caesar, auch Asien sei einst von Amazonen unterworfen worden.

55 v. Chr. ließ Caesar am Rhein eine Brücke bauen. Mamurra, sein damaliger Baumeister, baute dem großen Eroberer auch eine Brücke in sein eigenes Bett. Ob als "Mann aller Weiber" oder "Weib aller Männer", Caesar gab Unmengen an Geld für außereheliche Beziehungen aus. Einmal verschenke er eine Perlenkette für 6 Millionen Sesterzen. Nach Britannien soll er nur deshalb übergesetzt haben, um dort neue Perlen zu finden. Über seine exotischen Eroberungen Eunoë und Kleopatra sind wir bestens unterrichtet. Über seine Beziehung zu germanischen Frauen schweigen die Quellen. Nur Caesar selber wunderte sich in seinen Commentarii über die Einstellung germanischer Barbaren zur Sexualität: "Wer dort am längsten keusch bleibe", schrieb Caesar, "ernte den höchsten Ruhm". Und: Vor 20 gehe dort gar nichts. Die spinnen, die Germanen.

 

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Nietzsche

 

Nietzsche und die rheinische Lebensart

Der alte Spötter ("Du gehst zu Frauen ? Vergiss die Peitsche nicht") war noch jung, als er zwei Studiensemester rheinische Lebensart absolvierte. Ab dem Wintersemester 1864 weilte Nietzsche an der Bonner Alma Mater und genoss das weinselige Studentenleben in vollen Zügen. Die Mitgliedschaft in der Burschenschaft Frankonia war ihm "in Anbetracht seiner Natur notwendig". "Unendliche Bowleströme" seinen geflossen, so Nietzsches Resümee. Dann wurde alles zu viel. "Es ist mir schwer geworden, ein Jahr hindurch auszuhalten", schrieb Nietzsche bei seinem Austritt. Leider hat die einjährige Konfrontation mit dem rheinischen Grundgesetz keine bleibenden Spuren im Œuvre des Meisters hinterlassen. Beim Teutates - sprach damals Zarathustra.

 

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Kasalla

 © Kasalla, Foto Nancy Ebert

 

Pirate wild un frei

Pirate wild un frei sang die Kölner Mundartband Kasalla vor dem Düsseldorfer Landtag. Dieses Ereignis am 28.08.2016 hat eine "Geschichte". Bis 1933 gab es eine Jugendgruppe in Düsseldorf, die Kittelbachpiraten. Ihr Piratennest war Kaiserswerth. In Köln wurden Jugendgruppen, die gegen Nazis opponierten, von diesen Edelweißpiraten genannt. Deren Zentrum war der Leipziger Platz in Köln-Nippes. Leeven Herjott stonn uns bei, mer kumme och bei üch vörbei. Razzien der Gestapo waren die Folge, uns kritt nix klein die Antwort der Düsseldorfer. Düsseldorfer und Kölner Jugendliche auf einer Wellenlänge - ja das gab's.

Allerdings gilt auch: Das Trauma von 881 n. Chr., als die Piraten nicht von Zündorf, sondern von Kaiserswerth aus Köln eroberten, sitzt tief. Da hilft das Aufsetzten einer Pappnas nur bedingt.

 

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Maternus

 

Heiliger Maternus von Köln

Er galt zu allen Zeiten als der heiligste aller heiligen Männer von Köln. Bischof Maternus. 313 n. Chr. wurde er vom römischen Kaiser Konstantin nach Rom geschickt, sollte zwischen rivalisierenden christlichen Glaubensrichtungen vermitteln. 314 unterschrieb Maternus sogar das Synodenprotokoll von Arles. 10 Jahre lang, von 306 bis 316 regierte Konstantin das römische Imperium von Trier aus. In genau diese Zeit fallen revolutionäre Entwicklungen. In Köln wurde die erste feste Rheinbrücke gebaut, in Trier die erste Kathedrale der Christenheit, noch vor Rom, noch vor Jerusalem. In Mailand unterzeichnete Konstantin eine Urkunde, die den Christen Religionsfreiheit im ganzen Reich garantierte. Und mittendrin: Bischof Maternus.

Kein Wunder, dass sich im Mittelalter die wundersamsten Legenden um Maternus von Köln rankten. Petrus selber soll seinen Schüler ins Rheinland geschickt haben. Unterwegs sei Maternus verstorben und beerdigt worden. Seine Begleiter eilten extra nach Rom zurück, holten sich von Petrus dessen Hirtenstab und erweckten Maternus wieder zum Leben.

Seine Karriere habe Maternus allerdings in Trier begonnen, am Sitz des Kaisers. Köln wollte das nicht akzeptieren, es gab heftigen Streit. Schließlich einigten sich die beiden Städte: Die eine Hälfte des Hirtenstabes bekam Köln, die andere Trier. Als Maternus von Konstantin nach Köln versetzt wurde, habe der Kaiser dem Bischof erlaubt, eine Weinleitung von Trier nach Köln zu bauen, damit er auch am Rhein auf sein Lieblingsgetränk nicht zu verzichten brauchte. Die römische Eifelwasserleitung wurde jahrhundertelang für eine Weinleitung zwischen Trier und Köln gehalten.

Als Maternus 328 starb, gab es Streit, wo Maternus nun beerdigt werden sollte. Trier, Köln, aber auch Tongeren standen zur Wahl. Die Bistümer einigten sich auf ein Gottesurteil. Der Leichnam wurde in einen Rheinkahn gelegt. Blieb er vor Köln stehen, trieb er den Fluss hinab nach Tongeren oder gar den Rhein aufwärts nach Trier ? Letzteres war der Fall. Das Boot trieb flussaufwärts, Maternus wurde in Trier beigesetzt. Das Boot spülte aber in Rodenkirchen an Land. Dort errichtete man Maternus eine Kapelle.

 

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Luther

 

Martin Luther in Köln

1512 ging ein Wunsch in Erfüllung -  isch mööch zo Fooß noh Kölle gon. Martin Luther, damals 29 Jahre jung, hatte sich von Wittenberg aus auf den Weg gemacht. Mit zwei Begleitern vertrat Luther in der Domstadt die Reformkongregation seines Ordens. Im Vorjahr hatte ihn der Papst in Rom nicht empfangen wollen. Luther war entsprechend sauer. Aus Köln zurückgekehrt, äußerte sich der Rebell zu den rheinischen Merkwürdigkeiten der katholischen Kirche. Der Dom sei für Predigten gänzlich ungeeignet, zu groß, zu viele Pfeiler. Sein bissiger Kommentar zur Echtheit der Gebeine der Heiligen Drei Könige:  "Ich weiß nicht, ob's nicht Bauern sind". 11.000 Jungfrauen zweifelte Luther ebenso an: "Wo steht das geschrieben ?". Positiv empfand Luther dagegen seine Erlebnisse mit dem Wein vom Rhein. "Quod penetrabat in mensa manum" - eine Wirkung bis in die Fingerspitzen. Übrigens: Für sein Fingerspitzengefühl war Martin Luther bislang nicht bekannt, eher für die "Faust aufs Auge", auch so ein Wort des großen Reformers.


 

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Karl May

 

Karl May am Rhein

Es war in Königswinter ... als Pfingstsamstag 1897 (05.06.) der  "Cosmopolit" Karl May nebst Gattin endlich auch dem Rheinland seine Aufwartung machte. Anfang des Jahres hatte der "Reiseschriftsteller" Old Surehand III auf den Markt gebracht, die ersten sechs Reisebücher aus dem Orient waren 1892, die Winnetou-Trilogie war 1893 erschienen. Jetzt, im ersten Kapitel des dritten Old Surehand-Bandes, berichtete May von den "Grausamkeiten und Härten des Westens". Trotz dieser Einschätzung war der Sachse persönlich gen Westen gereist, um die Feiertage in Königswinter zu verbringen. Aber auch hier gönnte sich der umtriebige Mann keine Ruhe, "fuhr wie ein Blitz herum", wie das Echo des Siebengebirges exklusiv berichtete. Pfingstsonntag Morgen hielt May im Klubhaus des Bürgercasinos Audienz, gab Autogramme, schrieb Widmungen. Nachmittags ging es in Begleitung seiner Verehrerschar zum Drachenfels. Der hohe Gast bekam vom Direktor der Zahnradbahn einen Sonderzug gestellt.

Abends im Bürgercasino wurde intensiv die örtliche Weinkarte studiert, es erklangen Rhein- und Weinlieder, die den Sachsen erfreuen sollten. Dieser kam mit den Texten nicht ganz klar, setzte sich schließlich selber ans Klavier und trug ein von ihm verfasstes Ave Maria vor. Bevor die Mays sich zurückzogen, schrieb Karl schnell noch eine poetische Widmung auf die Rückseite der Casino-Weinkarte: "Es gibt am schönen Rhein ein liebes Nest, das hält mein Herz und meine Seele fest." Weltliteratur vom Feinsten.

 

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Sintflut

 

Die rheinische Sintflut

Er habe den Vater Rhein in seinem Bett gesehen, dichtete 1960 der Düsseldorfer Heinz Korn. Doch Rhenus Pater (Weihestein aus Straßburg) war nicht nur bettlägerig. Auf römischen Münzen wurde er als Wohltäter der Rheinprovinz (salus provinciarum) bezeichnet. Wie der Nil, so verließ auch der Rhein ab und an sein Bett, trat über die Ufer. Diesen Doppelcharakter bildeten Kelten und Römer in Form von zwei Hörnern ab. Wie auf einem 1911 bei Bonn gefundener Rhenus-Stein. Ob seine Hörner nun golden (cornibus aureis, Martial) oder zerbrochen (cornibus fractis, Ovid) waren, lag schon damals im Auge des jeweiligen Betrachters.

Im Frühsommer 10.930 v. Chr. setzte Rhenus pater uns Rheinländern gewaltige Hörner auf. So was hatten die Eiszeitjäger zwischen Köln und Düsseldorf noch nicht erlebt. Angefangen hatte alles mit einem gewaltigen Rumoren und einem Vulkanausbruch. Anfang Juni blühten die Maiglöckchen. Drei Tage lang spuckte der Laacher Vulkan zwanzig Kubikkilometer Asche in den Himmel, die Wolke regnete bis Südschweden ab. Mammut, Nashorn, Bär und Elch zogen sich ins Bergische und in die Eifel zurück. Panik herrschte aber nicht, wie Tierspuren beweisen. Mit den Tieren verschwand auch der Rhein. Es gab fast keinen Fluss mehr. Wochenlang. Kein Tier, kein Fluss, kein Mensch - gespenstische Ruhe nach der Eruption.

Was war geschehen ? Nun, aus dem Laach-Krater floss Lava und erreichte bei Brohl den Rhein. Der 27 m hohe Lava-Damm stoppte den Fluss. Der See, der hinter dem Damm entstand, reichte bis nach Mannheim. Dann brach der Damm und eine 12 Meter hohe und 5 km breite Flutwelle erreichte Köln und Düsseldorf. Die große Flut (sint = groß, althochdeutsch) verursachte reichlich tohu wa bohu (hebräische Bibel) im Rheinland. Die Flut haben wir Rheinländer heute im Griff, beim Tohuwabohu gibt es berechtigte Zweifel.

 

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Nibelungen

© Sebastian Hoppe, Die Nibelungen, Schauspielhaus Düsseldorf 2016

 

Nibelungentreue

Das Rheinland steht zu seinen Helden - vor allem, wenn sie mythisch sind. Hebbels Nibelungen-Schauspiel von 1861 feierte 2016 in Düsseldorf Erfolge.

Erst 1755 wurden Handschriften des Nibelungenliedes im österreichischen Vorarlberg entdeckt. Die Geschichte ist aber älter. 411 n. Chr. brach der Rheinlimes zusammen, 413 standen fränkische Truppen bereits vor Trier. 435 wurde Trier endgültig fränkisch. Auf genau diese Zeit geht auch der historische Kern der mittelalterlichen Dichtung zurück. Zwei männliche Akteure sind Franken aus Xanten. Siegfrieds Vater Siegmund war demnach König in Xanten. In der Tat gab es um diese Zeit mehrere fränkische Kleinkönigtümer am Rhein. 455 war Chlodebaud König in Köln. Dass auch die römische Colonia Ulpia Traiana einen eigenen König hatte, liegt auf der Hand. Siegfrieds Gegenspieler, Hagen von Tronje, war vermutlich Siegfrieds Onkel, ebenfalls aus der Colonia Ulpia Traiana. Irgendwann ging es dann den Rhein rauf über Düsseldorf und Köln nach Worms. Die Franken waren ein Zusammenschluss westfälischer und rheinischer Germanen, die nach mehreren Siegen über die römische Besatzungsmacht diese dann endgültig vom Rhein vertrieben.

Unter den Franken wurde Traiana zu Troja. Man hatte vergessen, dass Kaiser Trajan die Stadt gegründet hatte. Am 28. Januar 98 n. Chr. war Trajan nämlich in Köln, als er römischer Kaiser wurde. Im selben Jahr baute er die Straße Köln - Xanten - Nijmegen und gründete die Stadt Xanten als Colonia. Trajan blieb bis in den Herbst im Rheinland und reiste im Winter zur Donau und war erst im Frühjahr 99 in Rom. Wie gesagt, die Franken hatten diese Geschichte einfach vergessen und erfanden eine neue. Traiana stamme demnach von Troja ab. Schon die Germanen glaubten laut Tacitus, dass Herkules im Rheinland war und Odysseus Moers gegründet habe. Der dritte im Bunde wurde nun Frigas, Sohn von Priamos (der mit dem berühmten Schatz). Dessen Sohn sei Francio gewesen - und so waren die Franken entstanden. Die Geschichte wurde bereits um 613 n. Chr. von Fredegar aufgeschrieben - heute noch gibt es 38 Handschriften. Wir Rheinländer sind also nicht nur den Nibelungen treu - wir haben auch 10 Jahre dem Ansturm der Griechen auf Troja standgehalten. Glaubten wenigstens einige.


 

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Moneta

 Münzen von 46 v. Chr. und  294 n. Chr.

 

Die Göttin Moneta

Spötter behaupten, dass der römischen Göttin Moneta im Rheinland noch immer imposante Tempel gebaut werden. Moneta - wer war das denn ? Moneta war 387 vor Christi Geburt in Rom ein Beiname der Iupiter-Gattin Iuno. Sie war die Königin am römischen Götterhimmel, zuständig für Ehe und Geburt. Ihr Feiertag war der 1. März, die Matronales. Als 387 v. Chr. Kelten Rom eroberten und leise zur Kapitolsburg hinaufschlichen (Wärter und Hunde bemerkten nichts), schnatterten die Gänse und weckten die Besatzung. Die Eroberung auf leisen Sohlen misslang, dank der Tiere, dank der Iuno, die fortan den Beinamen Moneta, die Mahnerin, trug. Ihr Tempel wurde neben dem Kapitol errichtet. Als dann hundert Jahre später den Römern in einem großen Krieg das Geld ausging, half Iuno Moneta aus. Wiederum zum Dank wurde die römische Münzstätte in oder bei ihrem Tempel errichtet. So wurde Moneta auch die Mutter des Geldes.  Viel später dann, um 294 n. Chr. unter Diokletian, waren aus einer Münzgöttin plötzlich drei geworden, Moneta AVGG, eine für Gold, eine für Silber, eine für Bronze.

Und wir Rheinländer ? In Köln baute Kaiser Postums Moneta Tempel und Münzstätte, denn er hatte sich von Rom getrennt und brauchte eigenes Geld. Die Monheimer übernahmen die Gans als Stadtsymbol und die Düsseldorfer hielten sich fortan an den Kölner Historiker von Mering, der 1838 richtigerweise formulierte: "Es ist wirklich zu bedauern, dass man in unseren Zeiten nicht mehr an die Göttin Moneta glauben will. Sie könnte jetzt noch manchem Münzherrn wichtige Dienste leisten."

 

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Napoleon, Düsseldorf

 

Karneval im Spätherbst - Napoleon in Düsseldorf und Köln

Ob Napoleon mit einem Gardemaß von 1,68 m nun der größte oder der kleinste Feldherr aller Zeiten war, mögen andere beurteilen. Wir Rheinländer jedenfalls liebten den kleinen Mann, brachte er doch so etwas wie Karneval nach Düsseldorf und Köln.

Ob Carne vale, Fleisch - lebe wohl, als Verballhornung der Fastenzeit aus Frankreich oder dem Rheinland stammt, sei dahingestellt. Jedenfalls wäre das uns Rheinländern zuzutrauen. So wie die kölnischen Fisimatenten von Vizitez ma tente kommen sollen. Oder die Düsseldorfer Retematäng, die Ratinger Straße. Letztere war jedenfalls hell erleuchtet, als Napoleon sie 1811 zur Rue de Matin erklärte.

Am 02.  November 1811 gegen 11 h (oder war es 11.11 h) erreichte der große Feldherr am Luftballon die Stadt Düsseldorf (die Kaiserin war schon am 01.11. angereist, die Gaststätte Luftballon lag an der späteren Kaiserstraße).  Glockengeläut und Kanonendonner ertönten. Tätärätäng aus der Lamäng. Man übergab den Stadtschlüssel. Es war, wohlgemerkt, nicht der 11.11. Durch den Hofgarten (jubelnde Menschenmenge) ging der "Zoch" zum Jägerhof, denn die Staatsgeschäfte warteten. Zwar wurde das Festkomitee Kölner Karneval erst 1823 gegründet, aber Napoleons Aufzug 1811, 81 (Fest-)Wagen und die sympathische 19jährigen Prinzessin Marie-Louise mittendrin, zeigte bereits die Richtung, in die es dann gehen sollte.

Am 03.11. tagte ab 10 h im Jägerhof der Verwaltungsrat. Napoleon prüfte die Bücher des Großherzogtums und zoffte sich heftig mit seinem bergischen Finanzminister Beugnot. Von einer "Verschwörung der Unordnung" war die Rede. Von rheinischer Unordnung wurde laut Augenzeugen allerdings nicht gesprochen. Innenminister Nesselrode  (Johann Franz Joseph Graf von Nesselrode-Reichenstein) jedenfalls stand tapfer an Beugnots Seite. Am Nachmittag zog Napoleon, begleitet von Nesselrode, feierlich durch den Triumphbogen am Flinger Tor. Diesen Bogen hatten die Düsseldorfer extra für Napoleon aufbauen lassen. Es lebe der Kaiser, habe man gerufen, berichtete Heinrich Heine, der auch in der Menge stand. Später distanzierten sich die Düsseldorfer teilweise vom großen Feldherrn und nannten den Boulevard Napoleon kurzerhand um - in Heinrich-Heine-Allee.

Am Samstag, dem 04.11. ging es im offenen Wagen zum Mittagessen ins Schloss Benrath und am Nachmittag auf die Treibjagd  in die Benrather und Urdenbacher Wälder. Die Bürgermeister von Benrath, Gerresheim, Hilden, Richrath und Monheim hatten Treiber zu stellen.

Am 05.11. hatte der Tross die Koffer gepackt, und die Karawane zog weiter - nun nach Köln. Bei Napoleons Erstbesuch in Köln am 14.09.1804  hatte man ihm noch zugejubelt: „Vive l’empereur". „Napoleon der Große,  größer als Alexander, größer als Cäsar, größer als Karl der Große“ dichtete damals Ferdinand Franz Wallraf, vormals Rektor der Kölner Uni. Die Kölner konnten 1804 bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken und wussten, wovon sie sprachen. 1811 war allerdings alles anders. Der Empfang war kühl. Napoleon musste also den Kölnern von Düsseldorf vorschwärmen. Dort wüsste man, wie man einen Kaiser zu empfangen habe. In Köln fand man das nicht lustig und die Kölner rächten sich bei der zukünftigen Benennung ihrer Straßen. Während die Düsseldorfer zwei Magistralen zu Kaiserstraße und Königsallee erklärten, Napoleon hätte seine wahre Freude an diesem Pas de deux gehabt, verbannten die Kölner ihre Kaiserstraße nach Porz und nannten eine gerade mal 60 m kurze Straße Königstraße. Hat er nun davon. Man spielt eben Köln nicht gegen Düsseldorf aus.

 

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Theophanu

 

Wie eine türkische Kaiserin das Rheinland eroberte

Das Rheinland hat viele Herrscher kommen und gehen gesehen, so etwa die Franzosen unter Napoleon Bonaparte. Dass auch eine Türkin Alleinherrscherin über das Rheinland war, und das neun Jahre lang, ist wenig bekannt. Aber die letzten Jahre des 10. Jahrhunderts waren eine absolut revolutionäre Zeit.

Während es für die Existenz einer Päpstin Johanna in Rom 100 Jahre zuvor keinen wissenschaftlichen Beweis gibt, ist das bei Theophanu anders. Theophanu entstammte dem byzantinischen Hochadel und wurde 972 (sie war  12 Jahre alt) mit dem deutschen Kaiser Otto II (18 Jahre alt) vermählt. Mit 14 starb ihr Schwiegervater. Theophanu bekam von ihrem Mann umfangreichen Besitz im Rheinland geschenkt.

Als Theophanu 23 Jahre alt war, starb ihr Mann an Malaria und die Türkin übernahm für neun Jahre als Kaisermutter (der neue Kaiser, ihr Sohn Otto III, war 3 Jahre alt) die Herrschaft in Deutschland. Zwar wirkte Theophanu anfangs im Kerngebiet der Herrschaft (Thüringen und Sachen), hielt sich aber immer häufiger im Rheinland auf. Hier verbrachte sie die milderen Winter, so 987 und 988.

Von Köln aus besuchte Theophanu Dortmund (Herbst 987) und Nijmegen (Frühjahr 988). In Nijmegen hatte Sie ihren Sohn Otto III zur Welt gebracht. Im Rheinland verheiratete Theophanu ihre Tochter Mathilde mit Ezzo, dem Pfalzgrafen von Lothringen und Graf im Keldachgau, zu dem Monheim und Düsseldorf gehörten. Ezzo schenkte Mathilde Brauweiler zur Hochzeit. Mathilde nannte eine Tochter nach der Großmutter.

Theophanu war damals die reichste und mächtigste Frau Europas.
Schon bei ihrer Anreise von Istanbul nach Rom (hier heiratete sie Otto II) hatte Theophanu Hunderte von Bedienstete, phantastische, goldbestickte Gewänder und unermeßliche Schätze dabei. So kamen Glanz und Gloria ins Rheinland. Auf goldbeschlagenen Schiffen mit mindestens 500 Personen Begleitpersonal reiste Theophanu
über den Rhein von Köln nach Nijmegen - vorbei am Rittersitz Bürgel und einem kleinen fränkischen Dorf (Düsseldorf), das sich damals geschworen hat: "So reich möchten wir auch mal werden".

991 verstarb Theophanu in Nijmegen, beerdigt wurde sie in Köln. Erzbischof Everger kümmerte sich persönlich um die Bestattung der Türkin.

 

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Monheim, Berg

Ausschnitt aus "Die territoriale Entwicklung des Herzogtums Berg", in: Irmgard Hantsche, Atlas zur Geschichte des Niederrheins, 5. Aufl., Bottrop/Essen 2004, S. 41.

 

Warum Monheim nicht "Landeshauptstadt" wurde

Monheim am Rhein und Landeshauptstadt - wie passt das zusammen ? Ein genauer Blick ins Geschichtsbuch bringt Aufklärung. Alles begann mit der fränkischen Landnahme.

Fränkisch Landnahme, ein schreckliches Wort, genau so wie Völker- wanderung. Beide Ausdrücke bilden nicht ab, was im 5./6. Jahrhundert am alten Rhein zwischen Köln und Düsseldorf wirklich passiert ist. Weder sind Völker gewandert, darauf  weisen moderne Historiker hin, noch hat es einen Übernahmezeitpunkt der Wacht am Rhein gegeben. Kölner Archäologen sehen eher eine Kultur-Kontinuität im römisch-fränkischen Rheinland. Doch was hat Monheim damit zu tun ?

Nun, die fränkischen (ehemals germanischen) Gaue (lat. pagus) lassen sich ab dem 8. Jahrhundert nachweisen. Linksrheinisch lag der pagus Nivenhem mit Nievenheim als Hauptort. Die südliche Grenze bildete der Worringer Bruch. Auf der rechten Rheinseite gegenüber lag der Keldachgau. Südlich grenzte er an die Dhünn und nördlich an die Düssel. Hauptort war laut von Mering Monheim.

Friedrich Everhard von Mering war Kölner Historiker und schrieb
12 Bücher über Burgen, Rittergüter, Abteien und Klöster im Rheinland, so 1858 auch über die Ursprünge Monheims. "Monheim war der Hauptsitz des alten Keldachgaus, dann der Hauptort des Amtes gleichen Namens und Sitz des Vogtei-Gerichtes der altbergischen Regierung". Mering war im 19. Jahrhundert Doktor der Philosophie.

Im Dezember 2015 hatte Albrecht Brendler an der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn mündliche Doktorprüfung . In seiner Dissertation, gerade veröffentlicht, erklärt er, warum Monheim nicht der Zentralsitz der bergischen Grafen am Rhein wurde, sondern das kleinere Düsseldorf Stadtrechte bekam.

Die Grafen von Berg waren innerhalb weniger Jahrhunderte zum mächtigsten rheinischen Grafengeschlecht aufgestiegen. 1334 war Johann von Monheim "camerarius domini comtis de Monte", also Kämmerer oder Finanzminister der Grafen, vor 1348 Johann von Monheim deren Küchenmeister. 1363 gehörten zum Amt Monheim (eines der acht "alten" Ämter, vier davon nördlich der Wupper) Monheim, Hitdorf, Rheindorf, Reusrath, Richrath, Himmmelgeist, Bilk und Hamm. Bürgel war noch auf der rechten Rheinseite. Der Verwaltungsbezirk ging von der Düssel bis zur Wuppermündung und entsprach damit haargenau dem alten Keldachgau. 

Bis 1189 hatten die Grafen aber ein Problem - es fehlte der Rheinzugang in ausreichender Entfernung zu Köln und damit der Zugang zu Rheinzoll und Englandhandel. Mülheim, alter bergischer Besitz, war zu nah an Köln dran. Dann machte aber plötzlich der Kollege aus dem Keldachgau ein überraschendes Angebot, denn er brauchte Bares. Für 100 Mark verpfändete Edelherr Arnold von Tyveren einige seiner Erbgüter am Rhein an die Grafen von Berg, so Monheim, Holthausen, Himmelgeist und Düsseldorf. Aber Arnold konnte nicht zurückzahlen. 1210 verkaufte er deshalb weiteres Land in Himmelgeist nebst Fischereirechten an das Kloster der Berger in Altenberg. Danach ist er verschwunden, und die Berger hatten, was sie wollten.

Lokales Machtzentrum wurde Monheim, nicht Düsseldorf, erklärt uns Brendler. Vertreter der Grafen vor Ort war Gottschalk, officials bzw. Vogt von Monheim, mit ansehnlichem eigenen Grundbesitz. Erheblichen Grundbesitz hatte auch sein Bruder Everhard, ja er war wahrscheinlich sogar Inhaber des Meierhofes in Monheim. Also begannen die Grafen, Monheim zu ihre Residenzstadt auszubauen und eine Stadtbefestigung mit Türmen am Rhein zu errichten.

Und jetzt kamen die Kölner ins Spiel, denen dieses neue Machtzentrum so nah an Köln gar nicht in den Kram passte. 1281 lies der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg die Monheimer Türme niederlegen  (die Mülheimer Türme übrigens auch) und verbot für alle Zukunft eine Befestigung der Stadt. 1286 mussten die Grafen den Kölner schwören, südlich der Wuppermündung niemals wieder Befestigungen zu errichten.  

Und die Grafen hielten sich lange an ihren Eid. 1288 kämpften sie gemeinsam mit den Kölner Bürgern bei Worringen gegen Siegfried von Westerburg. Am Samstag, dem 05.06.1288 nahmen sie den Kölner Erzbischof gefangen und schafften ihn über den Rhein nach Monheim, wo Siegfried die Nacht von Samstag auf Sonntag in der Kirche eingekerkert verbrachte. Sonntag ging es dann zur neuen Burg an der Wupper nach Solingen. Später kam Siegfried wieder frei - für 12.000 kölnische Mark.

Am 14.08.1288 dann der Hammer - die Berger erhoben nicht Monheim zur Stadt (zu nah an Köln), sondern Düsseldorf, mit Rücksicht auf die “Kölner Gefühle”. Aber Monheim war jedenfalls 1281 hauchdünn davor, Landeshauptstadt im Rheinland zu werden.


 

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Mensch u. Neandertaler

Bildquelle: Neanderthal Museum

 

Das Rheinland und seine Neandertaler

"Der Neandertaler, dat is 'ne kölsche Jong, der sich nach Düsseldorf verlaufen hat und dort auch prompt erschlagen wurde", wusste Konrad Adenauer zu berichten. Für solche Aussagen liebten wir ihn, den Kölner.

Aber auch der Neandertaler hat uns geliebt, den modernen Menschen. Im Juni 2015 berichtete Bild exklusiv: "Die Wahrheit über Sex mit Neandertalern". Aus Rhöndorf war ein Röhren zu hören.

Seit dieser Meldung überschlagen sich Wissenschaft und Presse mit Neuigkeiten aus dem Genlabor. Vor allem das Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie heizt mit neuen Erkenntnissen die internationale Neandertaldiskussion an.

Und es gibt mehr Fragen als Antworten. So wurden im Erbgut
sibirischer Neandertaler Genspuren des Homo sapiens entdeckt -
100.000 Jahre alt, berichte Spektrum der Wissenschaft im Februar
2016. Der Homo sapiens hat aber erst vor 50.000, vielleicht 60.000 Jahren Afrika Richtung Norden verlassen. Wie passt das zusammen ? Vielleicht fand Sex ja im Grenzgebiet statt, in der Levante, spekulieren die Leipziger. Dort, wo Gott den Menschen erschuf.

Heute noch enthält menschliches Erbgut Neandertal-Gene, aber es
werde immer weniger, hat Graham Coop von der University of California herausgefunden. "Negativer Selektionsdruck" nennt man dass.

Waren die gemeinsamen Kinder weniger fruchtbar oder die Gruppen einfach unterschiedlich groß ? Was auch immer. David Reich von der Harvard Medical School hat einen etwa 40.000 Jahre alten Knochen aus Rumänien analysiert - und siehe da, es waren  6-9 % Neandertal-DNA enthalten.

Aber nicht jeder heutige Mensch besitzt gleich viel Neandertalgen. Afrikaner haben keines, Asiaten mehr als Europäer, Männer mehr als Frauen. Im X-Chromosom ist fast nix. Im Durchschnitt haben Europäer 1-3 % Neandertalgene. "Sex with Neanderthals had its ups and its downs" formulierte das Magazin Nature bereits im Januar 2014 treffend.

Kölner und Düsseldorfer betrifft die Diskussion übrigens nicht. Der letzte Neandertaler hat das Rheinland spätestens vor 35.000 Jahren verlassen, der erste Homo sapiens ist vor 15.000 Jahren (Doppelgrab von Bonn-Oberkassel) eingewandert.

20.000 Jahre kümmerte sich bei uns am alten Rhein scheinbar niemand um den rheinischen Nachwuchs. So entstand eine "rheinische Lücke".

 

Symbol

 

Fass+Aktie

 

 

Der rheinische "Bierkrieg" von 1939

Nach Karneval ist vor Karneval und die Rivalität der rheinischen Metropolen ist auch im Jahr 2016 ungebrochen. Anfang Februar 2016 präsentierten Kölner Archäologen auf einer Bonner Tagung einen "Kölner Sensationsfund" aus 2015 - ein Bierfass mit der Aufschrift Düsseldorf 1755. Das Fass war unversehrt, der Inhalt Pils oder Export. Das Fass ist allerdings nicht im 18. Jahrhundert, sondern zwischen 1939 und 1942 von Düsseldorf nach Köln ausgeliefert worden.


Die Düsseldorfer "Brauerei zu den sieben Schwaben" wurde 1732 erstmalig erwähnt, 1932 hatte man die Brauerei Schlösser aufgekauft, die Pfingsten 1943 dann bei einem Bombenangriff auf Düsseldorf komplett zerstört wurde.

Seit 1823 hieß das Unternehmen "Brauerei-Gesellschaft Schwabenbräu Kels & Wiedemeyer", 1895 wurde Schwabenbräu mit Sitz an der Münsterstr. 156 Aktiengesellschaft. Die ehemaligen Inhaber wohnten 1890 ebenfalls in Derendorf und Pempelfort,  Kaufmann Peter Kels in der Münsterstr. 140, Heinrich Wiedemeyer in der Duisburger Str. 41.

1939 expandierte die Düsseldorfer Schwabenbräu nach Köln und kaufte zu diesem Zweck ein Eckgrundstück Krämergasse / Agrippinastraße. Das Grundstück südlich der Schildergasse lag im Bereich der ehemaligen römischen Thermenanlage. Schon zur Römerzeit waren Thermen mit Schankhäusern ausgestattet.

Ab 1956 bauten dort die Kölner Vis-à-vis ihr Agrippabad. Grund genug für die Düsseldorfer, 1939 an diesem historischen Standort mit einer eigenen Schankwirtschaft zu starten. Im Ausschank: Düsseldorfer Bier.

Bevor dieser "Blitzkrieg" in Köln um Bier und Marktanteile richtig starten konnte, wurde das Gebäude allerdings in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 von britischen Bombern in Schutt und Asche gelegt. Die Kellergewölbe mit dem Fass-Stempel von 1755 wurden von Archäologen erstmalig im Herbst 2015 freigelegt.

Die Kölner ihrerseits starteten im Juni 2005 mit dem Eigelstein im Düsseldorfer Medienhafen und 2011 mit der Früh-Plakatkampagne ihren eigenen Gegenangriff auf die Düsseldorfer Bierkultur: "Bevor es Alt wird". 


Liebe Kölner: Düsseldorfer Bier in Köln ist richtig alt
.



 












 

Welch’ ein Lotterleben

Mit den Füsschen tapp, tapp,
tapp ...


Wenn am Himmel de Stääne
danze ...


Wo in Deutschland die Erde
brodelt


Als Köln (fast) protestantisch wurde

Er kam, sah und (be)siegte

Nietzsche und die rheinische Lebensart

Pirate wild un frei

Heiliger Maternus von Köln

Martin Luther in Köln

Karl May am Rhein

Die rheinische Sintflut

Nibelungentreue

Die Göttin Moneta

Karneval im Spätherbst  - Napoleon in Düsseldorf und Köln

Wie eine türkische Kaiserin das Rheinland eroberte

Warum Monheim nicht “Landeshauptstadt” wurde

Das Rheinland und seine Neandertaler

Der rheinische “Bierkrieg” von 1939